Bananenanbau auf La Palma (Plátano de Canarias)
Bananenvielfalt
Die Bananenwelt ist reichhaltig mit über 1000 Sorten, die sich in Geschmack, Größe und Nutzung unterscheiden. In Europa sind viele dieser Sorten unbekannt, da sie lokal konsumiert und nicht für den Weltmarkt produziert werden.
Es gibt drei Hauptkategorien: Obstbananen (Dessertbananen), Gemüsebananen (Kochbananen) und Textilbananen (Faserbananen). Auf den Kanaren werden die Dessertbananen angebaut.
Die Bananenpflanze - was ist das eigentlich?
Botanisch gesehen sind Bananen Beeren, genau wie Gurken, Tomaten oder Kürbisse. Beeren sind in der Botanik Früchte, die aus einem einzigen Fruchtknoten entstehen und die Samen der Pflanze einschließen.
Der Wachstumszyklus dauert über ein Jahr, wobei aus dem Rhizom ein Sprössling wächst, der einen Scheinstamm bildet. Daher ist die Bananenpflanze keine Baumart, sondern eine Staude. Nach der Fruchtbildung stirbt die Mutterpflanze ab, hinterlässt aber einen neuen Sprössling.
Die Blätter der Banane sind zwischen 0,6 und 1m breit und zwischen 1,3 und 4 m lang. Sie werden meistens nach kurzer Zeit vom Wind "zerzaust".
Von der Pflanzung bis zur Ernte der Früchte vergehen 12-18 Monate. Jede Staude hat ihren eigenen Rhythmus, daher können Bananen das ganze Jahr über geerntet werden.
Fruchtbildung
Nach etwa zwölf Monaten erscheint eine konische, violettfarbene Knospe, aus der sich weibliche, zwitterige und männliche Blüten entwickeln. Die weiblichen Blüten werden zu den essbaren Früchten.
Jede Plátano de Canarias-Pflanze produziert etwa 40 Kilogramm Bananen, die in der Regel in etwa 14 Händen oder Reihen wachsen.
Warum ist die Banane krumm?
Die jungen Bananenfrüchte wachsen zunächst senkrecht nach unten, doch mit der Zeit strecken sie sich der Sonne entgegen. So ändern sie ihre Wuchsrichtung und erhalten ihre charakteristische Krümmung.
Dass Bananen nach EU-Verordnung einen bestimmten Krümmungsgrad haben müssen, ist übrigens ein Gerücht. Das gab es nur eine Zeitlang für Gurken.
Die Besonderheiten der kanarischen Banane
Kanarische Bananen sind für ihre schwarzen Flecken, ihr intensives Aroma und ihren süßen Geschmack bekannt. Die Bananen reifen etwa sechs Monate lang. Dies ist drei Monate länger als bei den Bananen aus Süd- und Mittelamerika.
Die kanarische Banane ist die einzige Banane in Europa, die mit einer geschützten geografischen Angabe (g.g.A.) gekennzeichnet ist. Der Anbau erfolgt nach strengen EU-Richtlinien, die den Einsatz von Pestiziden streng kontrollieren.
Bananenplantagen prägen das Gesicht der Insel La Palma
Auf La Palma macht der Bananenanbau 42% der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus. Die Plantagen liegen bis zu einer Höhe von 300 Metern und sind oft durch Mauern oder Gewächshäuser aus Planen vor Wind und Schädlingen geschützt. Im Jahr 2022 wurden auf den Kanarischen Inseln rund 350.000 Tonnen Bananen produziert, wobei Teneriffa mit 50% den größten Anteil hatte, gefolgt von Gran Canaria (26%) und La Palma (22%).
Handarbeit beim Bananenanbau
Während in Lateinamerika große Bananenplantagen dominieren, zeichnet sich der Bananenanbau auf den Kanaren durch kleinere, durchschnittlich etwa ein Hektar große Parzellen aus. Die bergige Topografie La Palmas erfordert viel manuelle Arbeit. Es kann nicht mit Erntemaschinen gearbeitet werden.
Auf den Kanaren werden die Blüten der Pflanze von Hand entfernt. Dieses Verfahren ist auch als "Desflorillado" bekannt. Dieses Vorgehen schützt vor Pilzbefall und ist auf den Kanaren obligatorisch.
Die Bananenstauden werden von Hand geerntet. Die Arbeiter schneiden sie mit speziellen Messern ab und transportieren die schweren Stauden auf dem Rücken vorsichtig zu den Transportfahrzeugen.
In den Verpackungsstationen werden die Bananen gereinigt, sortiert und für den Transport z. B. zum spanischen Festland vorbereitet.
Nach der Ernte werden die Bananen übrigens in Reifekammern mit Ethylen behandelt. Ethylen ist eine natürliche Substanz, die von den Bananen selbst produziert wird. Dies gewährleistet, dass sie gleichmäßig reifen.
Herausforderungen
Die Bananenwirtschaft auf La Palma steht vor einigen Herausforderungen. Ein Beispiel ist der hohe Konkurrenzdruck durch billigere Bananen aus Lateinamerika. Klimawandel, der die Wasserressourcen und die Anfälligkeit für Krankheiten beeinflusst ist eine weitere Herausforderung. Problematisch ist der Verlust von Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit durch die intensive Monokultur.
Chemikalien und Plastik gegen Schädlinge und Krankheiten
Eine Züchtung von z. B. krankheitsresisten Bananenpflanzen ist schwierig. Ein Einkreuzen ist generell bei den meisten Bananensorten nicht möglich, denn seit die Banane in Kultur genommen wurde, sind die meisten Bananensorten steril geworden, das heißt die Früchte werden ohne eine Bestäubung und Befruchtung gebildet. Werden keine Samen gebildet, so ist keine generative Vermehrung möglich, also auch keine Kreuzung. Die meisten Bananensorten sind Klone, das heißt sie werden rein vegetativ vermehrt.
Neben dem konventionellen Bananenanbau gibt es auf La Palma auch einige Initiativen, die biologische oder nachhaltige Methoden anwenden. Dort werden auf Pestizide und Kunstdünger verzichtet und stattdessen Kompost, Mulch und natürliche Feinde der Schädlinge verwendet. Die Bio-Bananen haben einen geringeren Ertrag, aber einen besseren Geschmack als die konventionellen Bananen.
Bananen benötigen Wasser
Die Bananenwirtschaft ist sehr wasserintensiv. Es wird geschätzt, dass für die Produktion von 1 kg Bananen bis zur Ernte etwa 1.000 Liter Wasser benötigt werden. Die Bedeutung von effizienten Bewässerungssystemen und nachhaltigen Anbaumethoden werden immer wichtiger.
Auf La Palma erfolgt die Bewässerung durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem, das Wasser aus den Bergen in die Küstenebene leitet.
Alles Banane - oder was kann man sonst noch mit Bananen machen?
Aus kanarischen Bananen werden eine Vielzahl von Produkten hergestellt. Hier sind einige Beispiele:
Bananenwein: Ein ungewöhnliches Produkt, das die Süße der Bananen in einen alkoholischen Genuss verwandelt.
Gofio: Ein traditionelles kanarisches Lebensmittel, das auch aus Bananen hergestellt werden kann.
Süßwaren: Dazu gehören Ambrosias, Frangollo und Quesadillas, die oft Bananen als Zutat verwenden.
Marmeladen: Verschiedene Marmeladen und Konfitüren, die den intensiven Geschmack der kanarischen Bananen einfangen.
Gebäck und Desserts: Bananen werden in vielen Rezepten für Kuchen, Pfannkuchen und andere süße Leckereien verwendet.
Auch sehr lecker sind Bananenlikör und Bananenchips.
Kunsthandwerk aus Bananenblättern
Bananenblätter werden seit Jahrhunderten in verschiedenen Kulturen für Kunsthandwerk verwendet. Sie dienen als Grundlage für eine Vielzahl von Objekten, von dekorativen Figuren bis hin zu praktischen Gebrauchsgegenständen wie Körben und Matten.